11. December 2024

Fachartikel - Raumbedarf massgeschneidert und zukunftsorientiert

Von Andy Gobeli & Felix Rosenkranz - Krucker Partner AG
Erschienen im Fachmagazin MEDIZIN & ÖKONOMIE

Was bedeutet «Raumbedarf massgeschneidert und zukunftsorientiert» für die Planung im Healthcare-Bereich? Es sind nicht nur die heute aktuellen Anforderungen, normen und spezifischen Bedürfnisse der Nutzer, Patienten oder des Personals zu beachten, sondern auch bereits zukünftige Szenarien zu berücksichtigen und in die Planung miteinzubeziehen.

Die Architektur von Krankenhäusern, Kliniken und Arztpraxen befindet sich im Wandel – und zwar in einem rasanten Tempo. Wo früher sterile, funktionalistische Räume vorherrschten, erfordert die moderne Gesundheitsversorgung heute einen ganzheitlichen Ansatz. Raumplanung bedeutet inzwischen weit mehr als bloss die Integration von Geräten und Arbeitsabläufen. Es geht darum, wie Räume auf die Bedürfnisse von Patienten und medizinischem Personal zugeschnitten werden können, ohne die Zukunft aus den Augen zu verlieren. Flexibilität und Effizienz sind die neuen Eckpfeiler. Doch wie sieht dieser Raum der Zukunft aus?

Massgeschneiderte Konzepte: mehr als nur Funktionalität

Jede medizinische Einrichtung bringt ihre eigenen Anforderungen mit sich – und Raumkonzepte müssen diesem Anspruch gerecht werden. Massgeschneidert bedeutet hier, dass Raumgestaltung individuell und spezifisch auf die Abläufe und Bedürfnisse einer Klinik oder Praxis abgestimmt ist. Dabei steht nicht nur die Funktionalität im Mittelpunkt, sondern auch das Wohlbefinden von Patienten und Personal. Eine Atmosphäre, die Vertrauen schafft, gepaart mit optimalen Arbeitsbedingungen, ist das Ziel. Was oft unterschätzt wird, ist der Einfluss der Umgebung auf die Genesung: Ein gut durchdachter Raum kann Ruhe und Erholung fördern, während unflexible Strukturen Hektik und Stress auslösen.

Vorausdenken: die Flexibilität von morgen bereits heute einplanen

Der vielleicht grösste Paradigmenwechsel in der Raumgestaltung von Gesundheitsinstitutionen ist die Weitsicht. Räume, die heute gebaut werden, müssen nicht nur den aktuellen Anforderungen entsprechen, sondern auch an die kommenden Entwicklungen im Gesundheitswesen anpassbar sein. Technologische Fortschritte, neue Behandlungsformen, veränderte demografische Strukturen – all das fordert eine Architektur, die mitwachsen kann. Zentrale Aspekte dabei: Wie reagieren Räume auf den Fortschritt der Digitalisierung? Wie können wir sie energieeffizienter gestalten, um den immer drängenderen Umweltstandards zu genügen? Und wie lassen sich diese Anforderungen miteinander vereinen?

Die Herausforderung: starre Strukturen versus schnelle Innovation

Eine der grössten Schwierigkeiten, mit denen Architekten und Planer heute konfrontiert sind, ist der schnelle technologische Wandel. Neue Medizingeräte, digitale Patientenakten und vernetzte Systeme erfordern Räume, die technisch auf dem neuesten Stand sind und die Flexibilität bieten, sich an kommende Entwicklungen anzupassen. Zu oft wurden Gebäude in der Vergangenheit zu starr geplant, was spätere Änderungen kostenintensiv und aufwendig macht. hier setzt ein neues Denken an: Räume müssen von Beginn an modular geplant werden, sodass sie sich mit minimalem Aufwand neu konfigurieren lassen. Doch der technologische Fortschritt ist nur eine Seite der Medaille. Auch der Wandel in der Patientenstruktur spielt eine entscheidende Rolle. Mit einer zunehmend alternden Gesellschaft und immer mehr multimorbiden Patienten wächst der Bedarf an barrierefreien, pflegegerechten Räumen. Breitere Flure, leicht zugängliche sanitäre Anlagen und spezielle Pflegebereiche sind hier erst der Anfang. Die Raumgestaltung muss flexibel genug sein, um auf neue Behandlungsmethoden reagieren zu können. Was gestern funktionierte, wird morgen möglicherweise veraltet sein.

Der Balanceakt: Investitionen, die heute und morgen Sinn machen

Natürlich bringt all das Planen für die Zukunft auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Wie lässt sich zukunftsorientierte Architektur realisieren, ohne dass die Kosten aus dem Ruder laufen? Smarte Technologien, etwa vernetzte Systeme und digitale Lösungen, können zunächst hohe Investitionen erfordern. Doch der langfristige Nutzen ist enorm: Effizientere Arbeitsabläufe, eine bessere Patientenversorgung und niedrigere Betriebskosten sind nur einige der Vorteile. Der Schlüssel liegt darin, bereits in der Planungsphase einen Blick auf die langfristigen Investitionen zu werfen, und nicht bloss auf die sofortige Kosteneffizienz.

Kreative Lösungen für begrenzte Räume

In urbanen Gebieten ist der Platz oft knapp. hier müssen besonders kreative Lösungen her, um sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Kompakte, aber flexible Konzepte sind gefragt, die es ermöglichen, auf engstem Raum effizient zu arbeiten, und gleichzeitig Expansion oder Anpassungen zulassen. Die Herausforderung dabei: Es muss genügend Reserve eingeplant werden, ohne den Platz unnötig zu verschwenden.

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Nachhaltigkeit: mehr als nur ein Trend

Ein weiterer zentraler Punkt bei der Raumplanung im Gesundheitswesen ist die Nachhaltigkeit. In Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit wird die Frage nach energieeffizientem Bauen immer drängender. Gesundheitsinstitutionen können hier Vorreiter sein, indem sie auf nachhaltige Materialien und Bauweisen setzen. Solche Massnahmen reduzieren nicht nur langfristig die Betriebskosten, sondern tragen auch dazu bei, zukünftige Umweltvorgaben leichter zu erfüllen. Die Verbindung von Design und Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem Markenzeichen moderner Kliniken und Praxen.

Kooperation und Kommunikation: der Schlüssel zur erfolgreichen Raumplanung

Doch all diese Visionen lassen sich nicht im Alleingang umsetzen. Der Erfolg zukunftsorientierter Raumplanung liegt in der engen Zusammenarbeit zwischen Architekten, Bauplanern, medizinischem Personal und Technikern. Gemeinsam können Lösungen entwickelt werden, die sowohl den aktuellen Anforderungen gerecht werden als auch die Weichen für die Zukunft stellen. Ein iterativer Planungsprozess, der Raum für Anpassungen lässt, ist dabei entscheidend. Ob es sich um eine kleine Privatpraxis, ein grosses Krankenhaus oder ein Pflegezentrum handelt – eines ist klar: Die Zukunft der Gesundheitsarchitektur wird massgeschneidert, flexibel und nachhaltig sein. Es geht darum, Räume zu schaffen, die mit den Bedürfnissen wachsen, anstatt an ihnen zu scheitern. Die Gesundheitsinstitutionen von morgen denken heute schon einen Schritt weiter – und bieten damit Patienten und Personal eine Umgebung, die sowohl Heilung als auch Innovation fördert.

 

Die Autoren:

Felix Rosenkranz
Inhaber & Geschäftsführer Krucker Partner AG
felix.rosenkranz@krucker.swiss

Andy Gobeli  
Lead Healthcare - Innenarchitekt HF | VSI.ASAI. 
andy.gobeli@krucker.swiss