06. März 2025

Wie viel Design braucht Schlaf?

3 Fragen an Ivo Christow - Krucker Partner AG
Hotelière Ausgabe Nr.1 2025

Welche Bedeutung haben Textilien für dich bei der Gestaltung?
Textilien sind ein zentrales Gestaltungselement. Farb­gebung, Haptik, Akustik und die Gesamtatmosphäre eines Raumes werden massgeblich durch sie beein­flusst. Wenn wir die Materialisierung eines Projektes vorbereiten, machen Textilien einen gefühlten Anteil von ca. 80 % aus. Sie verbinden Ästhetik und Funktio­nalität, indem sie nicht nur visuelle und haptische Akzente durch Muster, Farben und Strukturen setzen, sondern auch praktische Funktionen wie Verdunke­lung und Schallschutz übernehmen.

«Ich bin überzeugt, dass Design einen erheblichen Einfluss auf die Schlafqualität hat, da es weit mehr als nur funktionale Aspekte wie Bett und Matratzen umfasst.»


Welchen Einfluss kann Design auf den Schlaf haben?
Ich bin überzeugt, dass Design einen erheblichen Einfluss auf die Schlafqualität hat, da es weit mehr als nur funktionale Aspekte wie Bett und Matratzen umfasst. Die Atmosphäre, die wir in einem Raum erzeugen können, ist essenziell für das Wohlbefinden, denn sie kann einerseits Entspannung fördern, aber auch Unruhe verursachen. So beeinflusst beispiels­weise die Position und Ausrichtung des Bettes das Sicherheitsgefühl des Gastes. Beruhigende Farben wie Blau, Grün oder Erdtöne können eine harmonische Umgebung schaffen und natürliche Materialien wie Holz oder verschiedene Textilien verleihen dem Raum Wärme und Geborgenheit. Besonders wichtig ist auch die richtige Lichtgestaltung: Dimmbare, warme Be­leuchtung sowie effektive Verdunklungsmöglich­keiten tragen massgeblich zum Schlafkomfort bei. Darüber hinaus wirkt sich eine gute Raumakustik positiv aus, da Teppiche, Vorhänge und Polstermöbel störende Geräusche dämpfen und eine ruhige Atmo­sphäre kreieren. Ebenso sind eine angenehme Raum­temperatur und frische Luft förderlich für die Ent­spannung. Meines Erachtens werden Zimmerpflan­zen, die nicht nur die Luftqualität verbessern könnten, sondern auch für ein wohnliches Ambiente sorgen, leider oft aus praktischen Gründen vernachlässigt. Letztendlich geht es nicht nur um Ästhetik, sondern um ein durchdachtes Zusammenspiel aller Sinne, das den Körper entspannt, den Geist beruhigt und einen tiefen, erholsamen Schlaf ermöglicht.
 

 

 

 

 

 

 

 

Was war das speziellste Schlafzimmerdesign, dass du je gesehen/erlebt hast?
Ich durfte schon in vielen beeindruckenden Hotelzim­mern nächtigen, aber wenn ich so spontan nachdenke, fällt mir ein Zimmer in Sweti Konstatin in Bulgarien ein, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Es war nicht nur die hochwertige Gestaltung, die für bulgarische Verhältnisse aussergewöhnlich luxuriös war, sondern vor allem das Gefühl, dass der Raum vermittelte. Das Bett war direkt an einer grossen Fensterfront positioniert, die einen ungestörten Blick auf das endlose Meer bot. Jeden Morgen wurde ich von der aufgehenden Sonne geweckt, die sich sanft in den Wellen spiegelte, während absolute Ruhe den Moment umhüllte. Besonders eindrucksvoll war die Tatsache, dass ich nicht in der Hochsaison dort war, sondern in den Wintermonaten – ohne Touristen, ohne Menschenmassen, nur die unberührte Natur und diese vollkommene Stille. Das Zimmer selbst war grosszügig gestaltet, mit einer frei stehenden Badewanne, die es ermöglichte, selbst beim Baden den atemberaubenden Blick auf das Meer zu geniessen. Diese Kombination aus harmonischer Raumgestal­tung und die Verbindung zur umliegenden Natur bildeten eine einzigartige Atmosphäre, die diesen Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis machte.

 

Ivo Christow
Head of Design & Mitglied der Geschäftsleitung 
Krucker Partner AG